Kuba, wie es der Pauschaltourist nie kennenlernt

Kuba, wie es der Pauschaltourist nie kennenlernt

Kubas kulturelle Vielfalt

Die Füsse im feinen Sand von Varadero vergraben, eine Zigarre im Mund, am Abend im Oldtimer in ein Tanzlokal fahren und zum Klang von Rumba, Salsa und Cha Cha Cha einen Mojito schlürfen - So stellen sich viele Schweizer Ferien auf Kuba vor. Obwohl das tatsächlich wichtige Eckpfeiler der kubanischen Kultur sind, ist es ein Hohn, die Insel mit den Hotelbunkern von Varadero gleichzusetzen. Die Kleinstadt hat mit dem All-Inclusive-Tourismus viel von ihrem kulturellen und sozialen Leben sowie ihren Traditionen eingebüsst.

Die übermässige Ausbeutung sorgt denn auch dafür, dass die Besucherzahlen in Varadero stagnieren. Auch die Schweizer Touristiker stellen Varadero nicht das beste Zeugnis aus: «Das Preis-Leistungs-Verhältnis in Varadero ist nicht optimal. Darüber hinaus ist Kuba zu spannend und zu vielfältig, um "nur" Badeferien zu verbringen». Während der Staat versucht, dem touristischen Aderlass mit einem gigantischen Hotelkomplex entgegenzuwirken, vermitteln Reisespezialisten für Kuba Ihren Kunden bereits seit zehn Jahren das «andere, richtige» Kuba.

Pioniere haben es in Kuba seit der Revolution 1959 nicht leicht. Immer wieder werden vom Staat Steine in den Weg gelegt, auch wenn man nachhaltige und authentische Angebote fördert, von denen auch die Bevölkerung profitiert. Auf der Insel fehlt es an vielem, was der durchschnittliche Tourist als selbstverständlich ansieht. Die Schaufenster von Supermärkten sind meist gespenstisch leer und es kann auch schon mal vorkommen, dass im ganzen Land kein Brot mehr erhältlich ist. Vor allem der oft schlechte Service und die mangelnde Auswahl beim Essen sprechen gegen Kuba. An Luxusferien sei unter diesen Umständen kaum zu denken, «der 50er-Jahre Charme kann nicht alles wett machen».

Wolle man sich in einem All-Inclusive-Hotel verwöhnen lassen, sei man beispielsweise in der Dominikanischen Republik besser bedient, geben die Reisprofis für Kuba offen zu. Im Gegensatz zu anderen Karibik-Staaten bietet Kuba aber ein attraktives Hinterland, viel Kultur, Geschichte und Architektur.

Kein Land für Feinschmecker

Wer in Kuba keine Kontakte hat und auf eigene Faust unterwegs ist, muss seine kulinarischen Ansprüche herunterschrauben. In den staatlichen Restaurants wird fast immer die gleiche Pampe aufgetischt. Gewürze werden spärlich eingesetzt und auch der Service lässt zu wünschen übrig. Wirklich verwunderlich ist das nicht, wenn man bedenkt, dass ein Kubaner im Schnitt pro Monat 20 Franken vom Staat erhält – egal wie gut oder schlecht er arbeitet.

Dass es auch anders geht, beweisen «Paladares». Die privaten Restaurants befinden sich verborgen in privaten Wohnzimmern. Die Gastgeber sind Gastronomen aus Leidenschaft und die Qualität von Speis und Trank ist der von staatlichen Betrieben meist weit überlegen. Bestellt man etwas, das nicht vorrätig ist, hört man nicht selten ein «No hay» - gibt es nicht - oder jemand rennt aus dem Restaurant, um das Gewünschte aufzutreiben.

Auf der Suche nach den wirklich guten kommen die Mitarbeiter von Rüfenachts Unternehmen ins Spiel. Sie zeigen den Kunden, in welchen Wohnzimmern einer Millionenstadt wie Havanna man gutes Essen findet.

Umfassendes Kontaktnetz

Die Agentur hat sich auf Kuba in den letzten Jahren ein umfassendes Kontaktnetz aufgebaut und öffnet so Türen, von denen man üblicherweise gar nichts weiss. Die Mitarbeiter zeigen aber auch, dass in Kuba für einen gewissen Aufpreis viel mehr erhältlich ist, als man im Normalfall erwarten darf.

Obwohl Kuba weltweit eines der sichersten Länder ist, erkunden nur wenige Individualtouristen das Land auf eigene Faust. Wer kein Spanisch spricht, sollte auch die Finger davon lassen. Kuba für Budgetreisende allgemein als unattraktiv zu bezeichnen, wäre indes falsch. Wem das Geld für staatliche Hotels fehlt oder Einheimische unterstützen will, kann sich einen Platz in einer «Casa Particulares» suchen. Die Privatunterkünfte, vergleichbar mit den englischen «Bed & Breakfast, findet man in allen touristisch interessanten Orten. Grosse Nähe zu den Einheimischen Zwischen 20 bis 50 Franken kostet ein Doppelzimmer inklusive Frühstück. Wer sich für ein privates Zimmer entscheidet, sagt ja zur unmittelbaren Nähe zu kubanischen Familien mit allen Vor- und Nachteilen.

Der Hauptvorteil ist eine grosse Portion kubanische Gastfreundlichkeit. Die Zimmer sind oft liebevoll renoviert, meist sauber und bieten manchmal sogar eine Terrasse mit Aussicht. Das Frühstück wird von der Hauseigentümerin serviert - wobei die Frische der Produkte variiert. Böse kann man den Gastgebern indes nicht sein, denn sie geben alles, was ihre Küchenschränke hergeben. Nicht selten müssen die Zimmer im Voraus bezahlt werden, damit die Produkte überhaupt eingekauft werden können. In kubanischen Häusern fühlt man sich – wie im ganzen Land - wie in einem Museum. Künstliche Blumen, kitschige Bilder und uralte Schmuckstücke zieren die Häuser. Jedes noch so kleine Besitztum wird dem Besucher stolz präsentiert – kein Wunder, mangelt es auf der Insel doch an fast allem.

Bequem mit dem Bus unterwegs

Das Reisen ist für Individualtouristen im Vergleich zu früher erheblich einfacher geworden. Man kommt bequem mit dem Bus vorwärts. Bedingung dafür ist, vorauszuplanen und von den Wartelisten Gebrauch zu machen. Die neuen, chinesischen Busse sind klimatisiert und fast bequem. Meist sind zwei Plätze für ausländische Touristen reserviert. Bereits heute sind diese auf den touristisch gut ausgelasteten Strecken aber oft ausverkauft.

Nach Jahren des Stillstands stehen in Kuba momentan politisch-wirtschaftliche Veränderungen an. Es könnte gut sein, dass Touristen bald auch in Kuba auf Fastfood-Ketten, Leuchtreklamen und Shoppingmalls treffen. Dieses «bald» steht zwar noch in den Sternen. Die Lockerungen der Sanktionen durch die US-Regierung werde den Tourismus aus den USA aber in den nächsten Jahren kontinuierlich erhöhen.

Wer die Karibikinsel also noch vor den grossen Massen sehen und die Gastfreundlichkeit, Ehrlichkeit und Charme der Kubaner erleben will, geht besser jetzt – bevor das Land die Pforten endgültig öffnet und aus seinem seit 60 Jahren dauernden Schlaf aufwacht.

Quelle: http://www.bernerzeitung.ch/leben/reisen/Kuba-wie-es-der-Pauschaltourist-nie-kennenlernt/story/14047670

Veröffentlicht
10:49:15 25.02.2017
Reiselade Huttwil GmbH, Markus Bortolotti